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Geschlechtertypologie und Geschlechtsidentität

 

Schüler sprechen drei Tage über Sex
 

 

"Identitätssuche" bei Oberstufenseminar

"Über Sexualität reden, das tut man sonst doch nur am Rande, in Klischees oder im engsten Freundeskreis", sagt Gesamtschüler Lars. Dreizehnkläßler haben es jetzt einmal ganz offen getan, drei Tage lang.

Was mit Texten von Simone de Beauvoir im Philosophiekurs der Gesamtschule begonnen hatte, endete mit dem Seminar in einer Jugend- bildungsstätte. Gegen einzelne Bedenken auch seitens der Schulleitung, die Philosophiestunde auf ein Seminar über Sexualität für die ganze Stufe auszuweiten, hatten die Schüler das mit dem Aktuellen Forum NRW organisierte Projekt durchgesetzt. Mag das Thema trocken klingen - ,,Geschlechtertypologie und Geschlechtsidentität" -, so ging es doch um ganz Konkretes wie sexuelle Gewalt, Schwulsein, ästhetische Leitbilder (,,jung, schlank, schön"), Familie (,,Terror oder Glück?"), oder den ,,sexualisierten" Menschen (,,die Nötigung zum Sex"). Grundthema blieb die Lebensform von Männern und Frauen, die Frage, was ausgegrenzt wird und ob man eine eigene Identität wirklich wählen kann. Mit einem Fragebogen für die Stufe 13 (Durchschnittsalter 18) hatten sich die Schüler eingestimmt. Gefragt nach der ,,sexuellen Aktivität", antworteten sechs Schülerinnen mit ,,regelmäßig", fünf mit ,,unregelmäßig", drei mit ,,gar nicht". Bei den Jungen gaben vier an, regelmäßig Sex zu haben, neun unregelmäßig und zwei "gar nicht". Den Umgang mit Sexualität in der Familie stufen drei Schülerinnen als "weniger offen" ein, vier als ,,eher offen", sieben als "offen". Bei der Jungen antworteten elf mit "eher offen". In der Schule diskriminiert fühlt sich nie mand wegen seines Geschlechts. Im Schulalltag, sagen die meisten, spiele Sexualität eine eher geringe Rolle In Arbeitsgruppen, an denen u.a. die Schulauflkärungsgruppe "Liebes Leben" und das Bochumer Schwulenreferat teilnahmen, wurden dann die einzelnen Themenfelder beackert. Was die Schüler dabei gelernt haben? Zum Beispiel, daß Jungen und Mädchen einem gesellschaftlichen Druck unterworfen sind, etwa, wenn es um das Schönheitsideal geht. Und daß sich die Mädchen von den Jungen wünschen, mehr über ihre Gefühle zu sprechen. Und daß sich gerade Jungen oft falschen Leitbildern auslieferten ("cool sein"). Und daß, gegen alle Vorurteile, in homosexuellen Beziehungen keineswegs immer ein Partner die Rolle der Frau und einer die des Mannes übernimmt. Bei einer "Verkehrtrum-Party" tauschten die Schüler am Ende die Rollen. Da wurde die hübsche Rahel zum Macho und genoß es, "nicht angestarrt zu werden". Und Lars erlebte einmal, wie "anstrengend es ist, mit soviel Schminke rumzulaufen". Die Schminke ist längst runter, doch eine Erkenntnis ist geblieben: Jeder sollte selbst bestimmen können, wie er Sexualität lebt. aug

 

 

 

Seminarprogramm vom 27. - 29. Januar 1999 Jugendbildungsstätte Wittbräucke, Herdecke

 

Mittwoch. 27. Januar 1999

bis 16.00 h Anreise

16.30 h Organisatorisches

18.00 h Abendessen

20.00 h Rosa von Praunheim; eine Auswahl seiner Filme

 
 
Donnerstag. 28. Januar 1999

8.00 h Frühstück

10.00 h Begrüßung durch Rainer Kokenbrink (GS. Hattingen), Markus Töns (aktuelles forum)

10.30 h Eröffiiungsvortrag: "Geschlechterrollen und Geschlechtsidentität. Aspekte einer Debatte." (Monika Hermann-Nobel) Diskussion zum Vortrag

12.00 h Mittagessen

15.00 h Nachbetrachtung des Eröffnungsreferats

16.00 h Arbeitsgruppen:

I. Erfahrungsbericht der "Schulaufklärungsgruppe LiebesLeben" ("the point")

II. Familie. Terror oder Glück? Zur Problematik dcs modernen Familienbegriffs. (Hubert Klein)

III. Interkulturelle und interreligiöse Geschlechterkonstruktion. (Markus Töns)

IV. Der sexualisierte Mensch. Über die Nötigung zum Sex. (Antonia Hanau)

 

18.00h Abendessen

19.00 h Austausch der Arbeitsgruppenergebnisse im Plenum. Anschl. Diskussion.

20.00 h Geschlechtslayout und Rollentausch "Verkehrtrumparty"

 

 

Freitag. 29. Januar 1999

8.00 h Frühstück

9.00 h Reflexion des bisherigen Tagungsverlaufs.

9.30 h Arbeitsgruppen:

I.Mädchen, Frauen - sex. Gewalt. (Frau Gerlach! AWO und Wildwasser e.V.)

II. Brühwarm. Schwule und lesbische Lebensformen zwischen Diskriminierung und Akzeptanz. (Jürgen Müller / Autonomes Schwulen und Lesbenreferat, Uni Bochum)

III. Jung - Schlank - Schön. Von der Last ästhetischer Leitbilder. (Hubert Klein)

IV. Zukunftswerkstatt: "Der neue Mann und die neue Frau für das 3. Jahrtausend" (Antonia Hanau/Markus Töns)

 

12.00 h Mittagessen

13.00 h Austausch der Arbeitsgruppenergebnisse im Plenum. Anschl. Diskussion u. Seminarkritik

ca. 14.30 h Seminarende